Am Donnerstag 28.1.2021 wurden die Fraktionsvorsitzenden des Kreistags zur Besichtigung des Kreisimpfzentrums in Altensteig- Wart eingeladen und so konnten wir uns ein Bild machen, wie und wo das Impfen abläuft. Ich glaube und stehe damit auch nicht alleine, dass das Impfzentrum in einem ehemaligen Hotel eine sehr gute Lösung ist, auf jeden Fall besser als in einer Sport- oder Messehalle. Dies nicht nur , weil dann etwa Schulsport blockiert wäre, sondern auch vom ganzen, freundlicheren Ambiente her. Es können bis zu 750 Impfungen pro Tag absolviert werden, aufgrund der bisherigen Verfügbarkeit des Impfstoffs wird dies bis jetzt noch deutlich unterschritten.
Neben den 9 Landesimpfzentren, die bereits seit Ende Dezember in Betrieb sind, gibt es nun seit wenigen Tagen in ganz Baden- Württemberg 50 solcher Kreisimpfzentren, wie das unsrige in Wart. Hinzu kommen je 2 Mobile Impfteams pro Kreisimpfzentrum, sowie 5 Mobile Teams in den Landeszentren, also insgesamt 145 Mobile Teams, die Landesweit Pflegeheime aufsuchen. Auch im Kreis Calw werden Pflegeheime seit Ende Dezember „beimpft“, teilweise wurde auch schon die Zweit- Impfung (ca. 3 Wochen später) durchgeführt.
Diesen zweiten Termin vereinbart man übrigens gleich mit dem ersten, sodass man sich darum kein zweites Mal per Telefon oder Internet bemühen muss. Die ganze Infrastruktur für diese größte Impfkampagne aller Zeiten steht also, auch die Verfügbarkeit an Techn. Impfmaterial etc. ist gesichert. Wichtig ist, dass nun auch diejenigen erreicht werden, die sich mit Telefon und vor allem Internet schwer tun und keine familiäre Unterstützung haben. Dazu braucht es einfach bei allen „offene Augen und Ohren“, vielerorts sind jedenfalls Sozialstationen, Seniorenräte etc. schon aktiv.
Knapp ist momentan nur der Impfstoff, das können wir täglich in den Nachrichten mit verfolgen. Warum Baden- Württemberg in den Rankings aktuell nur eine niedrige Impfquote vorweisen kann, ist ziemlich eindeutig: unsere Landesregierung hat sich entschieden, den Impfstoff für jede Zweit- Impfung definitiv zurückzuhalten, um jeden Impfprozess sicher abschließen zu können, selbst wenn es zu weiteren Lieferverzögerungen kommt – was nach aktueller Nachrichtenlage wirklich nicht ausgeschlossen werden kann. Andere Bundesländer machen das zum Teil anders und die Fachleute streiten in der Tat darüber, welche Strategie schlicht „mehr Leben rettet“. Die schwäbisch- badische Variante „trotz allen Zeitdrucks gründlich und sicher“ liegt mir jedenfalls nahe.
Abschließend möchte ich dieses Ranking unter Bundesländern und vor allem auch international jedoch aus einem anderen Licht betrachten. Als im Sommer letzten Jahres einzelne Staaten (z. B. die USA) versuchten, ganze Firmen zu „kapern“ und damit Impfstoff zu sichern, fand ich es sehr gut, dass die EU eine weltweite Geber- Konferenz startete. Das Ziel wurde klar benannt: einen Impfstoff entwickeln zu lassen, der auch die ärmeren Länder mitversorgt. Wie erfolgreich das war, kann ich abschließend nicht einschätzen. Tatsache ist jedoch heute, dass sich die reichen Länder einmal mehr viel schneller, weil Zahlungskräftiger, bedienen.
Eine Vielzahl humanitärer Organisationen – darunter „Ärzte ohne Grenzen“ und „Brot-für-die-Welt“ – hat in einem Positionspapier im Dezember 2020 darauf verwiesen und entsprechende „solidarische“ Forderungen gestellt, siehe unter:
Durch jedes Ranking und die damit verbundene Kritik an den zuständigen
Regierungen bzw. Minister*innen wird dieser Kampf um den Impfstoff
zusätzlich angeheizt, während die weltweite Solidarität mal wieder zur
hohlen Phrase wird. Soweit für heute.
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