Liebe Rundbrief- Leserinnen und -Leser,
das Auto ist nun mal „das emotionale Objekt“ unseres Alltags, in unserer Region hängen zudem viele Arbeitsplätze dran.
Wohl deshalb höre ich regelmäßig den Vorwurf, das Elektroauto sei der falsche Weg, das Wasserstoffauto müsse endlich kommen.
Bereits im Herbst 2018 habe ich zweimal zur Elektromobilität geschrieben, nachzulesen auf meiner neuen Homepage unter
Heute möchte ich deshalb auf ziemlich aktuelle Veröffentlichungen des VCD (Verkehrsclub Deutschland) verweisen. Dieser schreibt vor wenigen Wochen, unter https://www.vcd.org/artikel/alternative-antriebe/ :
„Das Elektroauto stößt beim Fahren keine Abgase aus ….. Wird es mit Ökostrom betankt, ist es zudem CO2-neutral unterwegs. Zwar ist die Produktion der Batterien sehr energieaufwändig und ressourcenintensiv, weshalb das E-Auto mit einem ökologischen Rucksack ins Rennen geht. Aber gerade bei kleineren E-Autos, die keinen großen Akku brauchen und regelmäßig … gefahren werden, ist dieser Nachteil schnell ausgeglichen. Das gilt bereits …. im aktuellen deutschen Strommix. Sobald grüner Strom …. genutzt wird, bauen die E-Autos ihren Vorsprung vor Verbrennern weiter aus. ……
Damit spielt das Elektroauto mit Batterieantrieb die wichtigste Rolle, den Straßenverkehr schnell zu dekarbonisieren.“
Im selben Text ist als Fazit zu lesen: „Das fordert der VCD:
– Da der direkte Stromeinsatz am effizientesten ist, sollte vorrangig der batterieelektrische Antrieb forciert werden. …..
– Für die Wasserstoffproduktion kommt nur zusätzlich erneuerbarer Strom in Frage ….. Aufgrund des hohen Energiebedarfs …. Einsatz im Verkehr nur in den Bereichen …, die nicht direkt elektrifiziert werden können. …. vorrangig der Flug- und Schiffsverkehr.
Keine Lösung sind Wasserstoff und E-Fuels für Pkw.
– auch Erdgas sei keine Klimaschutzoption mehr, ebenso wenig Biokraftstoffe, deren Einsatz aus Anbaubiomasse vordringlich beendet werden müsse.
Im Juli diesen Jahres verwies der VCD auch darauf, dass Plugin- Hybride nur unter ganz bestimmten Bedingungen ökologisch Sinn machen, siehe unter: https://www.vcd.org/artikel/neue-praemien-unterstuetzen-den-kauf-eines-e-autos/
Ähnlich äußert sich der BUND in verschiedenen Meldungen bzw. auf seiner Homepage, mit einem grundsätzlichen Bekenntnis zum Elektroauto und kritischer Bewertung zu Wasserstoff- und Plugin- Hybrid- Technik.
Die zentrale Botschaft bleibt jedoch bei BUND und VCD gleichermaßen: mehr Fußgänger- und Fahrrad- Verkehr, mehr ÖPNV, grundsätzlich so wenig wie möglich Individualverkehr.
„E-Autos müssen energieeffizient sein, denn auch Ökostrom wächst nicht auf Bäumen. Große, schwere E-SUVs mit riesigen Batterien sind Energiefresser, die Produktion der Batterie und der Karosserie verschlechtert die Umweltbilanz,“ so der VCD im Rahmen der Veröffentlichung seiner VCD- Umweltliste, siehe unter https://www.vcd.org/artikel/unter-strom-elektroautos-fakten-und-perspektiven/:„Wenn die Bedingungen stimmen, bewegen wir uns künftig öfter zu Fuß, mit dem Rad und mit öffentlichen Verkehrsmitteln, ergänzt durch E-Autos, eingebettet in Carsharing- und digitale Mitfahrangebote.“
Mein Fazit:
- „Elektro- oder Wasserstoff- Auto“ ist nicht die richtige Fragestellung, sondern: „Wann brauche ich ein Auto und wie groß muss es dann sein?“ Natürlich werden wir im Nordschwarzwald noch lange PKW’s brauchen. Aber auch bei uns gilt: die meisten Fahrten sind relativ kurz und oft nur mit wenigen Personen.
- Für dieses Nutzungsprofil ist das Elektroauto schon heute geeignet und ist dabei die absehbar beste Lösung in Sachen Klimaschutz und Energieeffizienz. Die grundsätzlichen Kritikpunkte an der Batterie- Technik (Ressourcengewinnung, Entsorgung etc.) sind auf längerfristige Sicht hinlänglich entkräftet, auch wenn Forschung und Entwicklung noch nicht alle konkreten Schwachpunkte abgearbeitet haben. Diese pauschalen Kritikpunkte waren auch nie ganz ehrlich, weil es öko- soziale Schieflagen bei der Ressourcengewinnung nicht erst gibt, seit man diese seltenen Erze für Autobatterien braucht.
- Umso mehr wiederhole ich mein Plädoyer für möglichst kleine und effizient genutzte Fahrzeuge, mit einem guten Verhältnis zwischen Speichergröße und Fahrleistung.
- Auch das Ziel, möglichst viel Öko- Strom zu „Tanken“, gehört zu einem schlüssigen Konzept. Die Photovoltaik und „Tanken tagsüber“ – z. B. am Arbeitsplatz – gewinnen dabei an Bedeutung.
- Auch die energetische Nutzung von Wasserstoff macht nur Sinn, wenn dieser aus erneuerbarer Energie gewonnen wird. Im Vergleich zur Batterietechnik braucht man dabei jedoch etwa die 2,5- fache Strommenge für die gleiche Fahrleistung. Gerade in Süddeutschland sind wir meilenweit davon entfernt, solche Ökostrom- Überschüsse zur Verfügung zu haben. Das ist keine generelle Absage an die Wasserstoff- Nutzung im Verkehr, zumindest als Übergangstechnologie oder beim Schwerlastverkehr könnte sie notwendig sein. Aber die bessere PKW- Lösung sind Wasserstoff- Autos daher nicht.
Wer die vielen „Auto“- Arbeitsplätze unserer Region für die Zukunft sichern will, muss diese Realitäten anerkennen.
- Klar ist im Übrigen auch: der Klimawandel lässt uns keine Zeit mehr, um weitere 10 Jahre massenhaft Benzin und Diesel zu „verfahren“. Wir brauchen jetzt Lösungen. Deshalb muss jenseits der PKW- Frage der Ausbau des ÖPNV und des Radwegenetzes noch mehr beschleunigt werden, während unsinnige Straßenbauprojekte schleunigst ad acta gelegt werden sollten.
Soweit für heute
Das Umweltbundesamt stellte in einer sogenannten „position“ im August 2020 unter dem Titel
„Verkehrswende für ALLE – So erreichen wir eine sozial gerechtere und umweltverträglichere Mobilität“
eine Fülle an Maßnahmen vor, mit der der Umstieg auf eine nachhaltige Mobilität auch sozial gerecht gestaltet werden kann.
Darum geht es in einer der nächsten Ausgaben meines Rundbriefes.
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