30 Zeilen, …. „Fridays for future“ und ein Gastbeitrag von Franz Groll (17.4.2019)

Liebe Rundbrief- Leserinnen und -Leser,

in den vergangenen Monaten hatte ich teilweise resignierende Stimmung zur Frage, ob wir beim „Klimaschutz“ –  jedeR Einzelne und alle zusammen in Politik und Gesellschaft  –  überhaupt etwas erreichen.

Umso spannender finde ich, was mit „Fridays for Future“ in Gang gekommen ist. Das motiviert mich und ich finde, wir Älteren sind nun gefordert.

Die „scientists für future“ (Wissenschaftler) haben einen guten Anfang gemacht und ich denke mir, alle Berufsgruppen könnten für Ihren Bereich konkretisieren, was nötig wäre, um den Forderungen der demonstrierenden SchülerInnen gerecht zu werden.

Auf meiner Suche nach einer Plattform „architekts for future“ bin ich bisher noch nicht fündig geworden, mal sehen, ob sich da noch etwas entwickelt.

Mein jüngster Kreispolitischer Vorschlag ist eine Klimapartnerschaft mit einer vergleichbaren Region auf der Südhalbkugel, wo man den Klimawandel schon elementarer zu spüren bekommt. Der Enzkreis ist in dieser Hinsicht schon sehr weit und laut jüngsten Presseberichten wird dies vom dortigen Kreistag auch einmütig mitgetragen. Für den Fall, dass sich auch im Kreis Calw ein politischer Wille dazu formiert, freue ich mich über konkrete Umsetzungsvorschläge.

Einer macht sich schon sehr lange ganz konkrete Gedanken zum Klimaschutz und deshalb habe ich ihn gefragt, ob er seine Thesen in einem Gastbeitrag formulieren würde

Franz Groll aus Gechingen.        Hier nun seine 30 Zeilen:

Klimawandel und Naturzerstörung

erfordern ein grundlegendes Umdenken

Vorschläge wie das Klimaschutzziel am ehesten noch rechtzeitig erreicht werden kann

CO2_e weltweit.Der Klimawandel ist die größte Herausforderung, vor der

die Menschheit je stand. Durch den Ausstoß von riesigen Mengen an CO2 (und anderer Treibhausgase) steigt die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre. (Siehe Graphik) Dies bewirkt, dass die langwelligen Wärmestrahlen, die von der Erde in die Atmosphäre abgestrahlt werden, vermehrt wieder zur Erde zurückreflektiert werden. Dadurch steigt die Temperatur auf der Erde an, was zu dem bereits in Gang gekommenen Klimawandel führt, verbunden mit Unwetter, Dürren und dem Anstieg des Meeresspiegels.

Wenn wir nicht schnell und konsequent handeln, wird es zu einer nie dagewesenen Völkerwanderung und sehr großem Elend für hunderte von Millionen Menschen kommen.

Hinzu kommen das Artensterben, die Ausbeutung der Rohstoffe, die Vermüllung und Überfischung der Meere und die Rodung der Urwälder. Wir zerstören unsere Lebensgrundlagen.

Klimawandel – die Herausforderung für Deutschland, die EU und weltweit

Das abgebildete Modell zeigt maßstäblich den Ausstoß von Treibhausgasen (kurz CO2) in Deutschland, nach Quellen geordnet, im Jahr 2015 und das erforderliche Ziel bis zum Jahr 2045. Die Herausforderung ist riesig.

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Die Notwendige Reduzierung des Ausstoßes von CO2 wird nur dann möglich sein, wenn alle auch noch so geringen Einsparpotentiale genutzt werden. Das wird am ehesten dann erreicht, wenn wir die Kreativität aller Menschen für die Erreichung des Klimaschutzziels nutzen.

Dazu  müssen 3 Voraussetzungen erfüllt werden:

1. Transparenz: Bei jedem Produkt und bei jeder Dienstleistung muss der „CO2-Rucksack“ erkennbar sein, also wie viel CO2 bei der Bereitstellung entstanden ist, bzw. bei der Verwendung entsteht.

2. Begrenzung: Zusätzlich ist es erforderlich, dass der Ausstoß von CO2 stufenweise so gedeckelt wird, dass das Not-wendige Klimaschutzziel erreicht wird; in Deutschland sind dies über 6%/Jahr.

3. Sozialer Ausgleich: Für die zu erwartenden Preissteigerungen ist ein sozialer Ausgleich erforderlich.

Maßnahmen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes und ihre Bewertung:

  1. In der EU wurde 2005 das EU-Emissionshandelssystem (EU-EHS) eingeführt. Es hat die Möglichkeit zur Begrenzung des Ausstoßes, die Reduktionsschritte sind aber viel zu niedrig. Sie betragen z.Z. 1,74%/Jahr, ab 2021 sind 2% vorgesehen; im EU-Durchschnitt wären aber über 5% erforderlich. Weitere große Fehler sind: Es werden nur 45 % der Emissionen erfasst und einen sozialen Ausgleich gibt es nicht.
  • Vorschriften: Es ist nicht möglich, ALLE erforderlichen Reduzierungen zu planen und zu überwachen.
  • Intensiv diskutiert wird die Besteuerung des CO2-Ausstoßes; sie ist in einigen Staaten auch schon eingeführt, z.B. in Schweden. Die CO2-Steuer hat 2 wesentliche Nachteile:

a) Sie hat nur eine Lenkungswirkung, die Reduktionsrate kann nicht vorbestimmt werden. 

b) Wenn für den sozialen Ausgleich die Steuereinnahmen zurückverteilt werden, senkt dies die Wirksamkeit der Besteuerung, weil dann der Verlust an Kaufkraft wieder ausgeglichen wird.

  • Die bessere Alternative ist der Umbau des EU-Emissionshandelssystems zu einem konsequenten Emissionsbegrenzungssystem, mit folgenden Eckpunkten:

a) Es wird der Ausstoß aller Treibhausgase erfasst, die erforderlichen Daten sind vorhanden

b) Die Reduktionsrate wird in allen Ländern so festgelegt, dass das Temperaturziel < 2°C erreicht wird

c) Das in jedem Jahr verfügbare CO2-Kontingent wird an jene Unternehmen versteigert, bei deren Produktion CO2 entstehen oder deren Produkte CO2 erzeugen (Benzin, Gas, etc), sowie an Importeure.

d) Die Einnahmen aus der Versteigerung des Kontingents werden an alle BürgerInnen in gleicher Höhe ausbezahlt; dadurch erhalten all diejenigen einen Bonus, die umweltbewusst konsumieren.

e) Bei allen Produkten und Dienstleistungen wird die Höhe der anteiligen Kosten für die Ersteigerung der Kontingente im Verkaufspreis ausgewiesen; dadurch wird ihr CO2-Rucksack sichtbar.

d) Einen Handel mit Kontingenten und die Kompensationsmöglichkeiten gibt es nicht mehr.

Ein entscheidender Vorteil dieses Systems liegt darin, dass wir Menschen unsere Kreativität und unseren Ehrgeiz für besondere Leistungen nicht mehr für Wachstum einsetzen werden, sondern zur Lösung des Klimaproblems, denn Geschäfte sind nur noch mit Produkten mit ganz geringem CO2-Rucksack möglich.

Eine Frage ist noch offen:  Wird wirtschaftliches Wachstum in Zukunft noch möglich sein?

Wohl kaum, denn auch ohne Wachstum ist die Herausforderung schon riesig! Aber: Bei unserem kapitalistischen Wirtschaftssystem ist das Wachstum, wegen der Gewinnausschüttung für investierte Geldvermögen, systembedingt. Das bedeutet:

Wir benötigen einen Gesellschaftswandel, weg von der ausbeuterischen Bereicherungswirtschaft, die uns in eine nie dagewesene Krise führt, hin zu einer Gleichgewichtsökonomie und zu sozialem Zusammenleben.

April 2019‘  Franz Groll

Soweit Gedanken und Vorschläge von Franz Groll, dem ich herzlich dafür danken möchte.

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