30 Zeilen, …. VEGETARISCH oder gar VEGAN ? Warum eigentlich? (25.9.2019)

Liebe Rundbrief- Leserinnen und -Leser,

bis zum heutigen Tag bin ich weder Veganer noch Vegetarier (da gab es zumindest einen Versuch). Dennoch beschäftigt mich das Thema immer mehr.

Zwei Zahlen sind sehr Besorgniserregend:

– Nach einer Reduzierung um rund 28% seit der Jahrtausendwende ist die Zahl der weltweit Hungernden 2018 wieder angestiegen, auf ca. 821 Mio (laut Welthungerhilfe)

– Zum zweiten Mal in diesem Jahrzehnt wird 2019 die weltweite Getreideernte nicht reichen, um den Bedarf zu decken. Das prognostizierten bereits im Frühjahr sowohl die UN-Welternährungsorganisation (FAO) in Rom als auch der Internationale Getreiderat (IGC) in London.

Etwas ganz anderes regte meine „Ernährungs“- Gedanken ebenfalls an:  im Rahmen eines Abendmahlsgottesdienstes war die Rede von „dem einen großen Tisch“ an den „alle Menschen“ eingeladen sind. Neben der religiösen Betrachtung für mich auch eine generell faszinierende Vorstellung, mit rund 7,5 Mrd. Menschen gemeinsam zu speisen.

Neben der Faszination und der  – rein technisch betrachtet  – schwierigen Umsetzbarkeit würde an so einem „Welt- Tisch“ transparent, was und wie viel die einen und die anderen essen. Sehr schnell würde offenbar werden, dass die Verteilung alles andere als gerecht ist. Denn für den massenhaften Verzehr von tierischen Lebensmitteln wird von der weltweit knappen Agrarfläche ein Vielfaches benötigt, um satt zu werden, als für Lebensmittel, die direkt vom Acker weg verspeist werden; also Getreide als Brot und Spätzle bis hin zum Bier sowie  Gemüse (als Schwabe allen voran die Kartoffel) und Obst, in allen erdenklichen Varianten zubereitet.

Das ist einer der Gründe, warum vor allem viele junge Leute  heute vegetarisch oder sogar vegan leben (neben Klimabilanz, Massentierhaltung etc., die ich heute nicht näher betrachte).

Laut einer aktuellen Broschüre des Bundeslandwirtschaftsministeriums werden auf 60% der deutschen Agrarflächen Futtermittel angebaut und nur auf 22% Nahrungsmittel zum direkten „menschlichen“ Verzehr. 14% sind Energiepflanzen, die restlichen 4% Industriepflanzen bzw. Brachflächen.

Hinzu kommen Millionen Tonnen von Sojaimporten, die zum allergrößten Teil auch als Futtermittel dienen (durchschnittlich 68 kg/ EU- Bürger, Stand 2017).

Es geht bei diesem großen Futtermitteleinsatz im Übrigen nicht nur um Fleisch und Wurst, sondern z. B. auch um alle Milchprodukte.

Dennoch ist die „Fleisch“- Entwicklung besonders drastisch. Im Weltagrarbericht ist zu lesen:

„Die globale Fleischproduktion hat sich in den letzten 50 Jahren fast vervierfacht ……auf 330 Mio t in 2017. ……. Bis 2050 rechnet die FAO mit einer weiteren Steigerung auf 455 Mio t.

Derzeit verbraucht jeder Mensch im Schnitt mehr als 43 Kilo Fleisch pro Jahr. In Deutschland sind es 87 Kilo. Von diesem Schlachtgewicht werden etwa 60 Kilo tatsächlich verzehrt.“

Diese Zahlen wären ohne massenhafte Importe schlicht nicht möglich.

Wie bei vielen globalen Themen kann man natürlich auf den noch höheren Pro-Kopf-Verbrauch der USA oder auf die noch höhere Steigerungsrate in China verweisen.

Tatsache bleibt aber, am virtuellen Welt- Tisch aller Völker gehören wir eindeutig zu denen, die deutlich mehr in Anspruch nehmen, als eine gleichmäßige Verteilung uns zuweisen würde.

Dass die Politik gefordert ist und steuernd eingreifen sollte, ist klar. Wie, dafür gibt es kein Patentrezept, ob mit Ge- oder Verboten, oder mit Steuerpolitik.

Umso mehr zeigt sich meines Erachtens, dass bei diesen großen Themen auch jede und jeder Einzelne gebraucht wird, allein schon wenn es um Akzeptanz für entsprechende politische Beschlüsse geht.

Deshalb 3 Punkte, gleichermaßen an Politik und Gesellschaft:

– der Import von Futtermitteln muss schnellstmöglich gestoppt werden. Wir müssen als ersten Schritt unseren europäischen Konsum an Tierprodukten wenigstens darauf beschränken, was wir mit unseren eigenen Anbauflächen produzieren können. Es gibt eine steigende Zahl an Landwirten, die diesen Punkt inzwischen sehr ernst nehmen: die sollten wir unterstützen.

– Wer wie konsequent vegetarisch oder vegan lebt, ist nicht die entscheidende Frage. Der Verbrauch muss deutlich gesenkt werden und das geht jede und jeden an.

– im Übrigen meine ich:   Wenn der Tisch gedeckt ist, ist es zu spät. Dort wo Verpflegung geplant und Lebensmittel eingekauft werden, muss das Umdenken beginnen.

Wenn uns dies gelingt, wird sich zeigen, dass Fleisch- und Milchprodukte nicht komplett verschwinden müssen, sondern als Festtagspudding und Sonntagsbraten wieder den besonderen Stellenwert bekommen, den sie früher mal innehatten.

Und zwar im Idealfall von Bio- Weiderindern erzeugt und nur geringfügig mit Ackerprodukten zugefüttert. Denn das Weidegras können wir schließlich selbst in Bio- Qualität nicht selber essen. Soweit für heute.

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