Dass Kommunalpolitik und örtliche Wirtschaft regelmäßig in Kontakt sein sollten, wurde mir beim Besuch des Ministerpräsidenten bei der Nagolder Fa. HÄFELE wieder mal bewusst. Der zweitgrößte Arbeitgeber im Landkreis empfing uns am vergangenen Samstag sehr herzlich und stellte seine beeindruckende Entwicklung zum Weltweit agierenden, Familiengeführten Unternehmen dar. Natürlich ist Verkehrs- Infrastruktur stets Thema bei solchen Gesprächen und so stellte ich mich ein bischen auf Kritik an der Abstufung der B28 ein. Denn außer uns Grünen waren ja alle – etwas Südkreis- dominierten – Kreistagsfraktionen erst vor wenigen Wochen dagegen auch auf die Barrikaden gegangen.
Aber weit gefehlt: als Nadelöhr beim Vertrieb erlebe man bei HÄFELE vielmehr die Verkehrssituation rund um Stuttgart. Man ist eben auf schnelle Auslieferung gerade in Richtung Norden angewiesen.
Das wichtigste für Nagold und die Region sei jedoch der Schienenanschluss in die Landeshauptstadt, um langfristig auch hochqualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen. Denn die junge Generation ist zunehmend auf städtische Regionen fixiert. Da fühlte ich mich dann doch etwas bestätigt, denn genau für diese Schienenanbindung brauchen wir den Nachbarkreis Freudenstadt, den man mit der rückwärtsgewandten und unnötigen B-28- Diskussion leichtfertig vor den Kopf gestoßen hat.
Dass ausgerechnet Verkehrsminister Hermann auch im bürgerlichen Lager gelobt wird, war im Schatten von Stuttgart21 bei seinem Amtsantritt nicht gerade absehbar. Aber die vielen Sanierungen der maroden Landesstraßen sind auf vielen Kilometern im wahrsten Sinne „spürbar“. Und auf dieser Basis wirkt es auch überzeugend, wenn Hermann bei den Neubauprojekten bremst und appelliert, sich auf das wirklich Nötige zu beschränken. Denn bei den vom Bund zur Verfügung stehenden Finanzierungsmitteln müsste man über 50 Jahre bauen, um alle heute schon angedachten Projekte umzusetzen.
Zur „Hermann-Hesse-Bahn“ unterstützte der Verkehrsminister Landrat Riegger und verwies darauf, dass das 2-Stufen- Konzept mit der Region Stuttgart, dem Landrat und den Anrainer- Bürgermeistern im Kreis Böblingen abgestimmt wurde. Demnach wird zunächst mit geleasten Diesel- Leichttriebwagen gefahren. Vor der Umstellung auf Brennstoffzellenzüge bleibt jedoch genügend Zeit, um die Variante S-Bahn- Verlängerung nochmals eingehend zu prüfen. Ich ergänzte aus Sicht des Kreistages, dass die große Mehrheit sich ergebnisoffen beide Varianten vorstellen könne. Aber Volkswirtschaftlich darstellbar und damit Zuschussfähig ist das Projekt eben nur auf der Gesamtstrecke zwischen Renningen und Calw, daran führt kein Weg vorbei. Und so brauchen wir unverändert einen letzten diplomatischen Kraftakt, den ich am Montag zum wiederholten Male von allen Beteiligten einforderte.
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