50 Zeilen …. Altbausanierung und Innenentwicklung (4.12.2015)

Vorab eine kleine Erfolgsmeldung
   am vergangenen Montag empfahl der Umweltausschuss des Kreistags auf einen Antrag von 8 Kreisräten verschiedener Fraktionen, einen Klimaschutzmanager einzustellen. Natürlich nur unter der Bedingung, dass der in Aussicht gestellte Zuschuss aus der Klimaschutzinitiative des Bundes auch tatsächlich bewilligt wird. Damit ist zu rechnen, dass auch der Verwaltungsausschuss und abschließend der Kreistag dieser Empfehlung folgen werden. Als Initiator dieses Antrags freut mich das besonders, auch weil so ein Fraktionsübergreifendes Vorgehen sehr selten ist. Damit kann das seit rund 2 Jahren vorliegende Klimaschutzkonzept des Landkreises umfassender angegangen und umgesetzt werden.   Doch nun zu Altbausanierung + Innenentwicklung,  zunächst ein paar Feststellungen: 1. Je dichter gewohnt wird, also z. B. in Mehrfamilienhäusern, desto weniger ist der Pro-Kopf-Verbrauch für Heizung. Ich vermute sehr stark, dass in Calw- Heumaden trotz vieler noch ungedämmter Gebäude dieser Pro-Kopf-Verbrauch niedriger ist, als in unseren klassischen Dörfern mit den vielen „Neubaugebieten“ seit den 50-er-Jahren. Ich will unsere dörflichen Strukturen nicht abschaffen. Aber bevor wir allzu stolz sind auf unsere Niedrig- und Niedrigst- Energiehäuser, sollten wir dies zumindest nicht vergessen und ein bischen mehr „Wohndichte“ anstreben.   2. Je besser Dämmung und Heizung von Gebäuden ist, und damit einhergehend, je weniger sie im „laufenden Betrieb“ brauchen, umso bedeutsamer wird die sogenannte „Graue Energie“, die bei Herstellung, Transport und Montage eines Gebäudes verbraucht wird. Da wiegen die Massiv- Baustoffe wie Beton, Mauersteine, Dachziegel relativ schwer, während Naturbaustoffe, allen voran Holz in vielen Variationen besser wegkommen. Allein diese Tatsache erfordert den Grundsatz, bestehende Bauten zu erhalten, weil deren Graue Energie ja längst angefallen ist und Umbaumaßnahmen in der Regel deutlich weniger Energieintensiv sind. Wie immer, gibt es Grenzen der Wirtschaftlichkeit und Situationen, wo Abbruch besser ist, wobei dann immer noch denkbar ist, wenigstens das Fundament oder das Kellergeschoss zu erhalten. Vor einigen Jahren wurde unter diesem Gesichtspunkt unser privates Wohnprojekt, die „Sonnenscheune“ in Stammheim, im BUND-Jahrbuch „Bauen und Renovieren“ in einem Artikel dargestellt. Siehe PDF- Anhang.   3. Obwohl unsere Bevölkerungszahlen in etwa stagnieren  –  im Kreis Calw gab es in den letzten Jahren sogar Rückgang  –  schreitet der Flächenverbrauch unvermindert voran, weil Neubaugebiete nach wie vor gefragt sind. Dies bedeutet nicht nur den Verlust wertvoller Natur und/oder Landwirtschaftlicher Flächen, die beinahe unwiederbringlich umgewandelt werden. Auch die Wirtschaftlichkeit von Neubaugebieten aus Sicht der Gemeinden und Städte ist langfristig betrachtet sehr fragwürdig, weil Straßen, Kanäle und Versorgungsleitungen regelmäßig nach einigen Jahrzehnten umfassend saniert werden müssen, egal wie dicht entlang den Straßen bebaut ist und gewohnt wird. Und der Altort wird ja nicht gleichzeitig renaturiert. Das Land konnte zwar in den Jahren 2013/14 eine Reduzierung erzielen, von 6,7 (2012) auf 5,3 ha pro Tag, aber von Zielerreichung kann natürlich noch keine Rede sein.   4. Je leichter es ist, einen Bauplatz im Neubaugebiet zu erwerben, umso mehr drohen Altortgebiete „auszusterben“, weil viele Gebäude leer stehen. Das ist auch eine Frage des sozialen Netzwerks in einem Dorf, wo die Nachbarschaft  –  trotz des ein oder anderen Zwists  – ein wichtiger Faktor des Zusammenlebens ist. Deshalb habe ich in Kreistag und Regionalversammlung immer wieder betont, dass wir Grünen beim Bemühen um weniger Flächenverbrauch nicht nur an Natur und Landschaft denken, sondern auch diese Siedlungsstruktur gefährdet sehen. Je kompakter im Übrigen ein Dorf ist, oder konkreter:   je mehr Leute auch Fußläufig zentrale Punkte erreichen können, desto einfacher ist es auch, Infrastruktur, wie Läden, Arztpraxen, Postagentur etc. zu erhalten.   Vor diesem Hintergrund 4 Ziele, die ich für wichtig halte und gerne ab Frühjahr auch im Landtag vertreten würde:   – die bestehenden Förderprogramme für Altbausanierungen, z. B. KfW, ELR , müssen eher noch ausgebaut und attraktiviert werden. Wenn dadurch alte Siedlungsgebiete belebt werden, zahlt sich das langfristig aus den genannten Gründen auch aus.   – wir müssen grundsätzlich bereit sein, mehr Wohndichte in unseren Dörfern zuzulassen, gerade vor dem Hintergrund, dass für die nächsten Jahre wieder erhöhter Wohnflächenbedarf und sogar Bevölkerungsanstieg prognostiziert werden. Wieder nur den „einfachen Weg“ zu gehen und auf die „Grüne Wiese“ auszuweichen, halte ich langfristig für die eindeutig schlechtere Lösung.   – Die Gewinnung innerörtlicher Freiflächen oder Altbauplätze ist ein sehr mühsames Unterfangen, mancher Bürgermeister könnte davon sicherlich ein Lied singen. Dennoch ist jeder Bauplatz im bestehenden Siedlungsgebiet ein Gewinn, weil keine Straße neu gebaut werden muss und die Versorgungsstränge nur geringfügig verlängert werden müssen. Auch dafür brauchen wir weiterhin Maßnahmen und Förderinstrumente.   – eine alte Forderung des BUND ist die Umwandlung der Grundsteuer in eine Flächennutzungssteuer, um Spekulation und „Hinhalten“ von Bauland zu vermeiden und so Innerörtliche Flächenpotenziale leichter erschließen zu können. Auch die Grunderwerbssteuer ist insofern ungerecht, dass man beim Altbau- Kauf den Wert des bestehenden Gebäudes angerechnet bekommt, während die Kosten des Neubaus beim Bauplatzkauf noch nicht einfließen.   Soweit für heute, in 2 Wochen melde ich mich ein letztes Mal im alten Jahr zum Thema:           „Grünes Wirtschaften“ Freundliche Grüße von  Johannes   „Joe“    Schwarz

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