50 Zeilen ……. Grünes Wirtschaften (18.12.2015)

Grüne und Wirtschaft, das wurde lange als Gegensatz empfunden, und zwar sowohl in Wirtschaftsnahen Kreisen als auch bei vielen Grünen. Das ist auch nicht verwunderlich. Die Einen sehen uns immer noch als Störenfriede der Wachstums- und Wohlstandsgesellschaft, wenn wir auf Endlichkeit von Ressourcen, Rückgang von Artenvielfalt, Klimawandel und anderes mehr verweisen. Die Anderen, denen grad diese Themen am Herz liegen, erfahren immer wieder wirtschaftliche Interessen als Hauptbremser notwendiger Reformen.

Trotzdem zeigen viele Beispiele, dass die Marktwirtschaft durchaus erfolgreiches „Grünes Wirtschaften“ zulässt. Noch wichtiger scheint mir die Erkenntnis, dass man Umweltpolitik nicht gegen sondern nur mit den Wirtschaftsakteuren erfolgreich umsetzen kann. Das ist kein Zuckerschlecken und man muss da schon zu schwierigen Kompromissen bereit sein. Als markantes Beispiel habe ich den Atomausstieg von 1999 in Erinnerung, den die Rot- Grüne Bundesregierung mit der Atomindustrie aushandelte. Jürgen Trittin, damals Umweltminister, hatte Mühe, das Verhandlungsergebnis in den eigenen Reihen durchzusetzen. Im Rückblick war es doch der Meilenstein in Sachen Atomausstieg.

Bei allem Ärger darüber, dass mancher Firmenlenker und insbesondere international agierende Großkonzerne bis heute sehr kurzfristig und rein betriebswirtschaftlich zu denken scheinen, möchte ich persönlich zunächst einmal großen Respekt bekunden, vor all denen, die in irgendeiner Form Arbeitsplätze schaffen. Auch da gibt es Missstände, aber gerade in Handwerk und Mittelstand, wo auch die Chefetage noch (fast) jede und jeden Beschäftigten kennt, beobachte ich vielfach große Verantwortung für diese Mitarbeiterschaft, gerade auch in meinem beruflichen Alltag.

Als Mut machendes Beispiel eines klassischen schwäbischen Mittelständlers möchte ich die Fa. Schmalz aus Glatten benennen. Sie verbindet seit vielen Jahren kontinuierlichen wirtschaftlichen Erfolg mit Pioniertätigkeit bei Umweltschutz, Energiewirtschaft aber auch bei Teilhabe und Fortbildung für die Mitarbeiterschaft. Eine Vielzahl an Auszeichnungen stellt dies unter Beweis. Besonders beeindruckend finde ich, dass der Kernverdienst dieser weltweit agierenden Firma keine Ökoprodukte, sondern ganz typische Industrieprodukte rund um die Vakuumtechnik sind, die in der gewohnten schwäbischen Spitzenqualität vertrieben werden. Spannende Infos unter        http://de.schmalz.com/unternehmen/

Längst bevor er Ministerpräsident war, galt Winfried Kretschmann  –  nicht nur anerkennend  –  als „Wirtschaftsversteher“ bei uns Grünen. Im Blick auf die anstehende Landtagswahl sagt der Ministerpräsident heute:        „Wir müssen Wachstum vom Naturverbrauch entkoppeln. Dabei ist die Wirtschaft unser natürlicher Verbündeter“, so Kretschmann. „Nur sie kann grüne Ideen umsetzen, Autos sauberer, Windräder billiger machen. Wir sind weltweit am besten in der Lage, Umweltschutz und Technologie zu kombinieren und zu exportieren.“

Dass Baden-Württemberg 2014 erstmals das exportstärkste Bundesland in Deutschland war und als innovativste Region Europas gilt, ist natürlich zuallererst ein Verdienst der Unternehmen und ihrer Beschäftigten. Aber so ganz falsch kann die Wirtschaftspolitik der Landesregierung offenbar nicht sein. Die Kernpunkte unserer Wirtschaftspolitik für die Zukunft wurden nach einer intensiven Debatte auf dem Landesparteitag im November 2014 verabschiedet, unter dem Titel NACHHALTIGKEIT UND INNOVATION

In der Zusammenfassung steht:  GRÜNE Wirtschaftspolitik für Baden-Württemberg will…

  • im Dialog und auf Augenhöhe mit Unternehmen und der Bürgergesellschaft die ökologische Modernisierung vorantreiben
  • den digitalen Wandel als Chance begreifen und Unternehmen, Verwaltung, Bildungs und Forschungseinrichtungen bei den Herausforderungen unterstützen
  • Baden-Württemberg zum Top- Standort für Informations- und Kommunikationstechnologie entwickeln
  • die Digitalisierung auf Basis der Energiewende und Green- IT- Strategien zum Katalysator der ökologischen Modernisierung machen
  • Baden- Württemberg zu einer der ressourceneffizientesten Regionen weltweit machen
  • mit der Umstellung auf eine Kreislaufwirtschaft den Ressourcenverbrauch reduzieren
  • für eine gute Verkehrsinfrastruktur sorgen, dabei den Schwerpunkt auf Erhalt des Bestehenden und Ausbau des öffentlichen Verkehrs setzen
  • den Ausbau des Breitbandnetzes konsequent vorantreiben
  • gemeinwohlorientierte Initiativen und Ansätze der Ökonomie des Teilens (share economy) als soziale Innovationen für eine nachhaltigere Wirtschaft unterstützen.

Der Beschluss im vollen Wortlaut siehe unter:    https://www.gruene-bw.de/app/uploads/2015/09/Beschluss-Nachhaltigkeit-und-Innovation.pdf

Wenn man sich die Bevölkerungsentwicklung auf der Erde vor Augen führt, muss man sich auf eine Abnahme der wirtschaftlichen Bedeutung Europas und Deutschlands einstellen. Vor diesem Hintergrund bin ich der festen Überzeugung, dass unsere einzige Chance  –  zugleich auch unser Beitrag für eine friedliche und nachhaltige Entwicklung der Welt  –  nur sein kann, als Vorreiter   „Umweltschutz und Technologie zu kombinieren und zu exportieren.“  

Nach dem Jubel über den Klimavertrag von Paris muss es jetzt zügig an die Umsetzung gehen. Auch deshalb mein Plädoyer für die Zusammenführung von Ökonomie und Ökologie. Soweit für heute

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